Anaga Rural Park

Die Wälder von Anaga

Wer die Insel Teneriffa besucht, sollte sich eine Wanderung in den tiefen und mystischen Wäldern von Anaga nicht entgehen lassen. Erlebt die Magie der uralten Lorbeerwälder des Anaga Naturparks, eines der bestgeschützten Biosphärenreservate der Kanarischen Inseln und ein absolut einzigartiger Ort voller Legenden und vieler seltener Arten.

Über die Serpentinen in den Regenwald

Eine Waldwanderung hört sich im ersten Moment nicht nach etwas außergewöhnlichem an, doch allein die Fahrt bis zum Startpunkt der Wanderung ist so aufregend, dass ihr schnell erkennt, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Spaziergang in irgendeinem Wald handelt. Die kurvige Straße windet sich und verläuft immer weiter und immer tiefer ins Grüne. Die Bäume, die sich der Sonne suchend im Laufe der Jahre verformt und gebogen haben umschließen die Straße wie in einen Tunnel aus moosigen Ästen und Zweigen mit tiefgrünen Lorbeerblättern, während Lianen, die dschungelartig von den Bäumen hängen, wilder Farn und Efeu über und über die Straßenränder schmücken und uns in eine ganz neue Welt versetzen. Eine Welt, in der die Bäume nicht gerade in den Himmel wachsen, es von der Seite Regen sprüht und die Feuchtigkeit des dichten Nebels die Gerüche von Lorbeer, Orchideen und Glockenblumen wie ein Parfüm auf unsere Haut legt.

Ihr denkt wir übertreiben? Das hört sich alles zu märchenhaft an? Ganz im Gegenteil. Denn der geheimnisvoll und mystisch wirkende Regenwald von Anaga wird auch euch in seinen Bann ziehen. Besonders beliebt als Familienausflug unter den Einheimischen lockt das uralte und tiefe Grün schon seit Jahren Naturliebhaber und Wandersleute aus der ganzen Welt. Zahlreiche Wanderrouten für alle Niveaus sind bestens ausgeschildert und teilweise sehr gut ausgebaut.

Ein Erlebnis für alle Sinne

Von Cruz del Carmen aus, der Sammel- und Startpunkt vieler Routen, gibt es drei Routen, die als El Sendero de los Sentidos (Weg der Sinne) bekannt sind und einer alten Königsstraße folgen, die die Dörfer von Anaga mit der Stadt La Laguna verband. Sie alle bieten unterschiedliche Eindrücke, die alle eure Sinne berühren. Durch Tasten, Sehen und Riechen entdeckt ihr verschiedene Elemente der Umwelt und verschieden Vegetationen. Entlang des Weges geben euch Tafeln mit sensorischen Zeichen (Nase, Hand, Auge) Anzeichen, welchen Sinnen ihr in diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit widmen solltet, damit ihr ein bestimmtes Element des Weges besser wahrnehmen könnt. Die erste Route, der Sendero de los Sentidos No.1, ist die kürzeste Route und mit einem Gehweg ausgestattet und daher auch bestens für ältere Menschen, Familien mit Kinderwagen oder Menschen mit Gehbehinderungen besonders geeignet.

Los geht’s in Cruz de Carmen

Wie bereits erwähnt, dient der große Parkplatz in Cruz de Carmen als perfekter Start- und Zielpunkt unserer Wanderungen. Zahlreiche Wanderwege, die in ihrer Länge und in ihrem Grad der Anstrengung variieren, führen von der Nordseite des Anaga-Gebirges hin zur Aussichtsplattform Mirador Cruz del Carmen. Die kleine Kapelle Ermita del Nuestra Señora del Carmen, ein Restaurant und ein Café sowie das Touristenzentrum Centro de Visitantes bieten euch die Möglichkeit, euch vor oder nach der Wanderung noch einmal zu stärken oder mit zahlreichen Informationen über die Entwicklung und Geschichte der Berge Anagas im kleinen Museum des Touristenzentrums zu informieren.

Das Höhlendorf Chinamada

Die 10,4 km lange Wanderroute (PR-TF 10) führt mitten ins Herz der Anagawälder – dort, wo ihr erfahrt, was es mit dem Microklima auf Teneriffa wirklich auf sich hat. Hier können die Temperaturen deutlich fallen, die Luft ist deutlich frischer und kühler und das Sonnenlicht verschwindet teils komplett im dichten Grün der Lorbeerbäume.

Der Weg vom Aussichtspunkt Cruz del Carmen über das Dörfchen Chinamada verläuft überwiegend bergab. Chinamada ist das wohl älteste und bekannteste Höhlendorf Teneriffas. Hier seht ihr eine urtypische Konstruktion der Häuser der damaligen Guanchen, Wohnhöhlen, die in das Vulkangestein hineingebaut sind, verkleidet und von außen verputzt wurden. Der größte Teil der renovierten Höhlen sind Wochenenddomizile, denn nur eine Handvoll Menschen leben ganzjährig hier oben.

Das Bergdorf las Carboneras

Dies ist die Hauptstrecke, die bis hinab ins nächste Tal, das Fischerdorf Punta del Hidalgo führt. Wer allerdings von Chinamada aus, die Strecke kürzen will, kann die Wanderung über die Straße Calle El Montito abkürzen. Solltet ihr genügend Ausdauer haben, empfehlen wir euch unbedingt die komplette Hauptstrecke bis nach Punta del Hidalgo oder aber die Route zurück zum Ausgangspunkt durch die Wälder nach Cruz de Carmen zu wählen. Diese führt durch das idyllische Bergdorf Las Carboneras. Die bunte, geradezu bilderbuchartige Atmosphäre, die einen dort erwartet, könnt ihr bei einem Kaffe oder einem kühlen Radler in einer der kleinen Bergbars-und Restaurants der Einheimischen genießen. Die vier Kilometer Umweg über Las Carboneras werden sich lohnen, denn euch erwartet ein wunderschöner Ausblick auf eine sagenhafte Landschaft, auf das Meer und die dicht und grün bewachsenen Berge von Anaga.

Seid für alle Wetter vorbereitet

Ihr wandert durch einen der ältesten und tiefsten Wälder der Kanarischen Inseln. Die Wege sind teils steil, sehr uneben und steinig und können je nach Wetterbedingungen auch sehr rutschig sein. Wir empfehlen euch daher unbedingt angemessenes, aber vor allem festes, Wander-Schuhwerk zu tragen, eventuell Wanderstöcke, eine Regenjacke sowie Mütze und auch Handschuhe dabei zu haben.  Auch wenn ihr in den Sommermonaten loszieht, können sich die Temperaturen schlagartig ändern und kalter Wind und Steigungsregen eure Wanderung kreuzen, bis dann, nur wenige Momente später, euch die pralle Sonne überrascht – also unbedingt und jederzeit Sonnencreme, Sonnenbrille und ggf. eine Kopfbedeckung einpacken. Wie ihr merkt, solltet ihr auf Teneriffa besonders in den Höhenlagen mit allen Jahreszeiten an ein und demselben Tag rechnen. Aus Erfahrung können wir euch sagen, dass es immer besser ist, zu viel dabei zu haben und es nicht zu benötigen, als einem starken Schauer oder einer Hitzewelle ohne das richtige Equipment ausgesetzt zu sein.

Typisch essen im Guauchinche

Zurück in Chinamada solltet ihr unbedingt dem Guauchinche La Cueva einen Besuch abstatten. Nach der langen Wanderung gibt es nichts Besseres als ein warmes und deftiges Mittagessen nach typisch kanarischer Küche. In La Cueva erwartet euch nicht nur ein ganz spezielles Ambiente – auch dieses Gebäude ist in eine Vulkanhöhle hineingebaut – sondern eine leckere hausgemachte Potache, ein schmackhafter Eintopf, gegrillter Ziegenkäse, frisches Gemüse aus eigenem Anbau und Ziegenfleisch, das garantiert nicht aus dem Supermarkt stammt. Hier könnt ihr am besten die authentische kanarische Küche probieren, denn gerade hier oben in den Bergdörfern, abgelegen von den Städten und dem Massentourismus, ist die Tradition der Landesküche erhalten geblieben.